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   Das Veterinäramt des Landkreises ist illegalen, offenbar professionell aufgezogenen Geschäften mit Straßenhunden aus Osteuropa auf die Spur gekommen. Bei einer Razzia wurden am Dienstag mit Polizeiunterstützung auf dem Gelände einer angeblichen Tierhilfeorganisation an der Bergstraße zwei Mietwagen voll "frischer Ware" gestoppt. Der Transport umfasste nach derzeitigen Erkenntnissen 45 Hunde, die über Internet bei einer Organisation in Großbritannien bestellt worden waren und von Ungarn aus an fünf Adressen in Deutschland und weitere in den Niederlanden ausgeliefert werden sollten. Die Vierbeiner, die sich nach Behördenangaben in einem erbarmenswerten Zustand befanden, werden jetzt von einem Tierarzt behandelt, ein Teil befindet sich auf der Quarantänestation eines Tierheims. Gegen alle bisher bekannten Beteiligten leitete der Landkreis Verfahren ein. Zur Aufklärung der internationalen Verflechtungen sind weitere Recherchen von Polizei, Zoll und Veterinärbehörden im Gang.

   Die Bergsträßer "Tierhilfe" hatte das Veterinäramt schon eine Weile im Auge. Als sich die Hinweise verdichteten, erfolgte unmittelbar nach der Ankunft der Lieferung der Zugriff. In dem einen Wagen, einem Kombi, befanden sich 24 Hunde, in dem anderen, einem Geländewagen, elf. Zehn weitere Tiere waren offenbar, der Bestellung entsprechend, gerade ausgeladen worden. Die Fahrer wiesen sich als Engländer und Rumäne aus, die Beifahrerin stammte aus Holland. Sie waren nach eigenen Angaben von einer Sammelstelle in Ungarn gut 13 Stunden nonstop durchgefahren. Die jungen "Promenadenmischlinge" hatte man im Fond der Wagen, ohne besondere Boxen oder Abtrennungen, zusammengepfercht. "Die Tiere sind hochgradig scheu und verängstigt", berichtet die Amtstierärztin. "Es sieht aus, als habe man sie von der Straße aufgelesen. Fast alle sind abgemagert, ihr Fell ist verfilzt, einige leiden an keuchendem Husten, eines lahmt", so die erste Augenscheindiagnose. Nur für 16 Tiere konnten - in Ungarn ausgestellte - Impfpässe vorgelegt werden, drei davon waren gefälscht. Nicht einer der Hunde trug, entgegen der europaweiten Kennzeichnungsvorschrift, einen Chip oder eine Tätowierung.

   Auf dem Freigelände der "Tierhilfe", einem mit Stahlmatten umzäunten Sandplatz mit Bauwagen als Wetterschutz, trafen die Einsatzkräfte insgesamt rund vierzig Hunde in mehreren Rudeln an. Die Verantwortliche wurde aufgefordert, binnen einer Woche Impfpässe und Herkunftsnachweise vorzulegen. Zumindest so lange gilt ein Vermittlungsverbot. Die 56 Jahre alte Frau verfügt über keine Genehmigung, eine "tierheimähnliche Einrichtung" zu betreiben. Der Behörde ist bekannt, dass sie regelmäßig zumindest in einem Anzeigenblatt Hunde zum Kauf inseriert. Gegen sie läuft jetzt eine Anzeige wegen illegalen Hundehandels.

   Der aktuelle Fall veranlasst die stellvertretende Leiterin des Kreis-Veterinäramtes, Dr. Christa Wilczek, erneut vor dubiosen Hundeverkäufern zu warnen. "Hier wird auf die Mitleidstour Kapital geschlagen", so die Amtstierärztin. Rund 250 Euro würden durchschnittlich für ein Tier verlangt. Auf gefühlige Art mache man Interessenten glauben, sie könnten mit dem Kauf arme Geschöpfe retten. "Wer wirklich helfen will, soll seriös arbeitende Tierschutzvereine ansprechen oder im Ausland autorisierte Stellen vor Ort unterstützen und sich nicht von Internetangeboten oder zweifelhaften Hilfsorganisation blenden lassen", betont Wilczek. In ihrer Tierliebe ausgenutzte Menschen liefen Gefahr, unfreiwillig kriminelle Machenschaften zu fördern und sich zudem einen seuchenkranken Hund ins Haus zu holen.

   Wer unsicher ist, kann beim Veterinäramt des Kreises unter Telefon 06151/65064 Rat einholen.

   Quelle: Pressemitteilung des Veterinäramtes Darmstadt-Dieburg vom 11.05.2005

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Info-Service der Landestierärztekammer Hessen
Internet: www.ltk-hessen.de